FERNSEHFILMPREIS

DER DEUTSCHEN AKADEMIE DER DARSTELLENDEN KÜNSTE

Testscreen

Die zehn Nominierungen erfolgten durch die Mitglieder der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und die Auswahlkommission 2023:

  • Volker Bergmeister (Kritiker)
  • Andrea Hische (Kommunikation 3sat)
  • Michael Ridder (Redakteur bei epd medien)
  • Andreas Schreitmüller (Honorarprofessor für Medienwissenschaft an der Universität Konstanz und ehem. Hauptredaktionsleiter Spielfilm und Fernsehfilm ARTE)
  • Urs Spörri (Festivalleiter TeleVisionale Baden-Baden)

Gewinner Fernsehfilmpreis 2023 der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste

ZWISCHEN UNS DIE NACHT (ZDF)

Jurybegründung Fernsehfilmpreis

Der Film, den wir auszeichnen, hat uns rauschhaft in ein Milieu eintauchen lassen, das im deutschen Fernsehen viel zu selten stattfindet. Die Macher:innen benutzen dieses Milieu und ihre Charaktere nicht als funktionale Fassade, sondern ergründen es in seiner Tiefe und versetzen uns damit unmittelbar in die Perspektive der Protagonistin.

Kamera, Kostüm, Ausstattung, Musik, Montage und Spiel erzeugen eine eindrückliche, außergewöhnlich cinematische Gesamtkomposition. Ein hemmungsloser Tanz der Körper, ein oszillierender Kosmos aus Licht, Farben und schwindelerregenden Bewegungen. Eine filmische Erfahrung, die uns den Atem raubt und zeigt, wie intensiv und genau eine Zusammenarbeit der Gewerke stattgefunden haben muss.

Die Regie bringt das gesamte Schauspielensemble zu einem verblüffend sinnlichen, körperlichen, freien und emotionalen Spiel von einer Natürlichkeit und überbordenden Energie.

Der Film schafft Kultmomente und das ist selten im deutschen Fernsehen. Wir hoffen, dass die Macher:innen sich ihre Unbedingtheit bewahren – in der Mitte des Fernsehens.

Ihren Mut und ihre Radikalität wünschen wir uns dringend nicht nur im „Kleinen Fernsehspiel“, sondern in der gesamten Primetime.

Denn nur wenn wir uns nicht nur im Erprobten ausruhen und verstecken, werden wir auch das junge Publikum begeistern und damit die Zukunft des deutschen Fernsehens sichern.

Der Preis für den besten Fernsehspielfilm der Televisionale 2023 geht an den von Kojoten Film mit der Regisseurin und Autorin Abini Gold produzierten Film ZWISCHEN UNS DIE NACHT.

Die Jury 2023: Julia Jentsch (Jurypräsidentin, Schauspielerin), Züli Aladag (Regisseur, Produzent und Autor), Sabine Boss (Regisseurin und Autorin), Kilian Riedhof (Regisseur und Drehbuchautor), Ngo The Chau (Kameramann und Regisseur)

Jurybegründung: SONDERPREIS 2023 für herausragende schauspielerische Leistung ENSEMBLE von SÖRENSEN FÄNGT FEUER (NDR)

Bis in die kleinste Rolle genial und liebevoll besetzt hat uns dieser Film überzeugt und begeistert. Was hier an Spielfreude und Qualität zusammenkommt und den Rhythmus dieser lakonischen Krimikomödie auslotet, ist eine pure Freude. Das Ensemble wird zusammengehalten durch Bjarne Mädel, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion mit einem Gespür für Timing, das seinesgleichen sucht. Mit seiner Figur Sörensen entdecken wir den Kosmos Katenbüll in Nordfriesland, der bevölkert wird von schrägen Figuren mit hintergründigem Humor, dunklen Geheimnissen und einer großen Portion Eigensinn.

Die Schauspielkunst des Ensembles trägt diesen Film, der gekonnt zwischen Komödie, Krimi, Thriller und Überhöhung changiert. Er überwältigt uns mit seinem Humor, seinen sprühenden Dialogsalven und seinen todsicheren Pointen. Das Publikum darf lachen, wird aber auch auf intelligente Weise mit der Frage nach dem Lebenssinn auf sich selbst zurückgeworfen.

SÖRENSEN FÄNGT FEUER ist eine zutiefst menschliche und liebevolle Einladung an uns, die Fernsehzuschauer:innen. Wir folgen ihr mit Begeisterung.

Der Sonderpreis der TeleVisionale 2023 für das „Beste Ensemble“ geht an SÖRENSEN FÄNGT FEUER.

Die Jury 2023: Julia Jentsch(Jurypräsidentin, Schauspielerin), Züli Aladag (Regisseur, Produzent und Autor), Sabine Boss (Regisseurin und Autorin), Kilian Riedhof (Regisseur und Drehbuchautor), Ngo The Chau (Kameramann und Regisseur)

Jurybegründung: SONDERPREIS 2023 für herausragende REGIE an DOMINIK GRAF für GESICHT DER ERINNRUNG

Das Fernsehen ist der Spiegel einer Nation. Wenn es gut ist. Es muss Räume öffnen, das Publikum fordern, Formatierungen aufbrechen. Unser Preisträger tut all das. Seit Jahren. Mit unbändigem Gestaltungswillen.

Der Film, für dessen Regie er hier ausgezeichnet wird, ist eine Zumutung. Er mutet den Zuschauer:innen zu, komplex zu empfinden, Unklarheiten auszuhalten, den Raum hinter dem Offensichtlichen zu ergründen. Er taucht in die Tiefsee menschlicher Beziehungen und findet fragile Wahrheiten. Er zeigt eine Frau beim Versuch, sich von den Trauergeistern der Vergangenheit zu befreien, was erst durch eine Seelenwanderung gelingt.

Montage, visuelle Umsetzung und insbesondere die radikale Arbeit mit den Schauspieler:innen lässt uns immer wieder staunen. Staunen über die Risikobereitschaft, mit den Mitteln der Regie zu experimentieren, den Zuschauer ästhetisch und emotional herauszufordern und das eigene Scheitern in Kauf zu nehmen.

Unser Preisträger ist ein Provokateur, den das deutsche Fernsehen braucht wie nie zuvor.

Der Sonderpreis der Televisionale 2023 geht an DOMINIK GRAF für seine Regie bei GESICHT DER ERINNERUNG.

Die Jury 2023: Julia Jentsch(Jurypräsidentin, Schauspielerin), Züli Aladag (Regisseur, Produzent und Autor), Sabine Boss (Regisseurin und Autorin), Kilian Riedhof (Regisseur und Drehbuchautor), Ngo The Chau (Kameramann und Regisseur)

JULIA JENTSCH (Jurypräsidentin), Schauspielerin

Ihren Durchbruch als Filmschauspielerin hatte Julia Jentsch 2004 mit DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin erhielt u.a. als Sophie Scholl im gleichnamigen Kinofilm den Silbernen Bären und den Deutschen Filmpreis. International war sie mit Filmen wie I SERVED THE KING OF ENGLAND (2006) von Jiří Menzel und 33 SZENEN AUS DEM LEBEN (2008) von Małgorzata Szumowska sehr erfolgreich. In der viel beachteten ARD-TV-Miniserie DAS VERSCHWINDEN war sie 2016 zu sehen und wurde dafür 2018 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Von 2018 bis 2022 stand sie für drei Staffeln der SKY Serie DER PASS sowie von 2019 bis 2021 für die TV-Reihe OSTFRIESLANDKRIMIS vor der Kamera. Im Kino war sie u.a. in Anne Zohra Berracheds viel beachtetem Drama 24 WOCHEN in der weiblichen Hauptrolle zu sehen (Weltpremiere 2017 auf der Berlinale). Es folgten Hermine Huntgeburths LINDENBERG! MACH DEIN DING! (2020), Johanna Moders WAREN EINMAL REVOLUZZER (2019), MONTE VERITÀ - DER RAUSCH DER FREIHEIT (2021) von Stefan Jäger und ACHT TAGE IM AUGUST (2022) von Samuel Perriard.

KILIAN RIEDHOF, Regisseur und Drehbuchautor

Erste Erfolge feierte der vielfach prämierte Kilian Riedhof 2011 mit HOMEVIDEO (u.a. Grimme-Preis und in Baden-Baden mit dem Fernsehfilmpreis der Akademie, 3satZuschauerpreis und Preis der Studierenden geehrt). In dem preisgekrönten Polit-Drama DER FALL BARSCHEL (2016) widmet er sich dem ungeklärten Tod des Politikers Uwe Barschel (2016). 2018 verfilmte er den Zweiteiler GLADBECK (u.a. Deutscher Fernsehpreis 2019), basierend auf der Geiselnahme von Gladbeck 1988. Nach der französischsprachigen Kinoproduktion MEINEN HASS BEKOMMT IHR NICHT (2022) – uraufgeführt auf dem Filmfestival Locarno  – über die Terroranschläge vom 13. November 2015 in Paris und als Co-Autor mit dem Deutschen Drehbuchpreis 2020 sowie als Regisseur 2023 mit dem Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke ausgezeichnet, drehte er den Film STELLA. EIN LEBEN über die jüdische Nazi-Informantin Stella Goldschlag mit Paula Beer in der Titelrolle, der im Januar 2024 in die Kinos kommen wird.

SABINE BOSS, Regisseurin und Autorin

Von 1992 bis 1995 absolvierte Sabine Boss das Fachstudium Film/Video an der Hochschule der Künste in Zürich (ZHdK). Seit 2000 ist sie als freie Autorin und Regisseurin für Film, Fernsehen und Theater und als Dozentin an der ZHdK tätig, 2017 hat sie die Studienleitung für Bachelor und Master Arts in Film dort übernommen. Ihre Werke wurden mehrfach prämiert. Zu den Filmen der Filmemacherin gehören u.a. die vielfach ausgezeichnete Produktion DER GOALIE BIN IG (2014), die als bester Film sowie für Drehbuch, Musik und die beste Hauptrolle mit dem Schweizer Filmpreis prämiert wurde. Außerdem drehte sie VERDACHT (2015) und die SRF-Serie NEUMATT (2021). Jüngst realisierte Sabine Boss DIE NACHBARN VON OBEN (2022) und arbeitet aktuell an der Serie NEVEREVER (AT) für Prime Video.


ZÜLI ALADAG, Regisseur, Produzent und Autor

Die zahlreichen Arbeiten des Regisseurs, Produzenten und Drehbuchautors Züli Aladag umfassen Kinofilme, Fernsehspiele, Tatorte, TV-Reihen, Mehrteiler sowie Serien, Dokumentarfilme und Theaterstücke. Zu seinen vielfach prämierten Werken gehören das Boxerdrama ELEFANTENHERZ (2002 – Regie und Drehbuch) sowie das Drama WUT (2005 – Regie), das u.a. mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Feo Aladag produzierte er ihr vielfach ausgezeichnetes Kinodebüt DIE FREMDE. Für die NSU-Trilogie MITTEN IN DEUTSCHLAND: NSU, übernahm er die Regie für DIE OPFER – VERGESST MICH NICHT (2016). Die Reihe wurde 2017 u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis als Bester Mehrteiler ausgezeichnet, ebenso wie 2018 das IS-Drama BRÜDER (Regie und Co-Autor). Seit 2005 lehrt er an diversen Filmhochschulen, seit 2018 Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Züli Aladag ist Mitglied der Deutschen Filmakademie und der Europäischen Filmakademie.

NGO THE CHAU, Kameramann und Regisseur

Bereits während seines Kamera-Studiums an der dffb begann Ngo The Chau als Director of Photography für Kino-, TV-Produktionen, Werbespots und Musikvideos zu arbeiten, u.a. für Herbert Grönemeyer und Seeed. Für den TATORT: SCHEHERAZADE erhielt er 2005 den Deutschen Kamerapreis und den Deutschen Fernsehpreis. Nach zahlreichen Film-Projekten, u.a. mit den Regisseur:innen Christian Zübert (BAD BANKS 2), Yasemin Şamdereli (ALMANYA), Ken Duken (BERLIN FALLING) und Hermine Huntgeburth (TOM SAWYER) führt er ab 2018 als Kameramann gleichzeitig auch Regie, so neben mehreren Märchenfilmen beim Abschieds-TATORT von Meret Becker, der 2022 mit dem Sonderpreis Schauspiel bei der TeleVisionale ausgezeichnet wurde. Er ist Mitglied in der Deutschen Filmakademie, als Gastdozent an verschiedenen Filmschulen tätig und war in der Jury des Michael-Ballhaus-Preises sowie des First Steps Awards. Jüngst drehte er die zweite Staffel der Actionthrillerserie DRIFT – PARTNERS IN CRIME als Chefkameramann und Regisseur. Sie läuft aktuell bei Sky.