DEUTSCHER SERIENPREIS

Die fünf Nominierungen erfolgten durch die Auswahlkommission:
Julia Fidel (Serienkuratorin und Choreografin), Prof. Dr. Lothar Mikos (Fernsehwissenschaftler und internationaler Serienexperte) sowie Urs Spörri (Festivalleiter TeleVisionale Baden-Baden).
Jurybegründung Deutscher Serienpreis an DER PASS – Staffel 2
Wir vergeben diese Auszeichnung an „Der Pass 2“ nicht weil, sondern obwohl es ein Krimi ist. Obwohl er ein Blick zurück ist, in eine Welt, die wir zu überwinden hoffen.
Die zweite Staffel der Serie ruht sich nicht auf dem Erfolg der ersten aus. Obwohl ihr Plot auf den ersten Blick konventionell erscheint, verschiebt sie die Grenzen des Genres. Sie treibt die Prämissen des ersten Teils voran, bricht jedoch die Erwartungen und wagt sich noch weiter ins Surreale und Alptraumhafte hinein.
"Der Mensch kann sich ändern, wenn er will.“, sagt Gedeon Winter. Aber die Figuren sind gefangen in ihrer emotionalen Sprachlosigkeit, die in Gewalt und Selbstzerstörung mündet.
Die Staffel besticht mit ihrer suggestiven Kraft, die einen nie loslässt. Wie ein langsam atmendes, großes Tier, das in der Dunkelheit lauert, bereit zum Sprung. Sie ist dicht, obwohl sie Räume lässt. Räume, die das großartige Ensemble mit reduziertem und präzisem Spiel meisterhaft zu füllen weiß und die in beeindruckender Perfektion zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk zusammengefügt wurden.
Wir gratulieren zum ersten deutschen Serienpreis der TeleVisionale!
Die Serienjury
Lavinia Wilson (Jurypräsidentin), Karimah El Giamal, Hanna Huge, Robert Hunger-Bühler, Johannes Naber
Jurybegründung: SERIENPREIS DER STUDIERENDEN an MUNICH GAMES (SKY)
„Munich Games“ schafft es einen globalen Konflikt national zu erzählen, geschichtlich einzuordnen und die Relevanz in der heutigen Zeit sichtbar zu machen.
Die Olympischen Spiele in München 1972 sind nur der Aufhänger der Geschichte. Dieser Politthriller zeigt auf, dass selbst 50 Jahre nach dem Attentat - in einer medialisierten Welt - der Konflikt nach wie vor relevant ist und Korruption, Vorurteile, Religion und Machtkampf unser Zusammenleben bestimmen.
In der Serie werden Figuren geschaffen, die in ihrer vollen, menschlichen Komplexität mit Fehlern und Widersprüchlichkeiten existieren dürfen. Ihr Mut zur Mehrsprachigkeit erzeugt ein unverfälschtes Abbild der Gesellschaft und macht es somit für ein weltweites Publikum zugänglich.
Durch ihre visuelle Erzählung und klug gesetzte Dramaturgie schafft es die Serie uns unsere Vorurteile aufzuzeigen. Sie lässt uns mit dem unangenehmen Wissen zurück, wie tief diese Vorurteile bereits in unsere unterbewussten Denken vorhanden sind. Sei es der Angriff eines Polizisten auf einen Fußballspieler aufgrund der arabischen Sprache oder die Täterzuweisung auf ein Flüchtlingsheim.
Hier wird nicht nur die Willkürlichkeit unserer Geburt in gesetzte ökonomische und gesellschaftliche Strukturen aufgezeigt, sondern auch emotional spürbar gemacht. Denn plötzlich wissen wir nicht nur von den Ängsten und der Ausgrenzung der Figuren - wir fühlen sie auch.
Mit jeder Episode gewinnt „Munich Games“ an Strahlkraft und zieht uns mit starken Cliffhängern in die nächste Folge. Sie übertrifft unsere Erwartungen, die wir an ein serielles Format haben, gibt Denkanstöße und lässt uns nach einem grandiosen Staffelfinale mit dem Verlangen zurück, weiter zu schauen.
Es ist eine Serie, die wir uns in ihrer Vielschichtigkeit als Vorbild für unsere zukünftigen Arbeiten nehmen werden.
„Munich Games“ gibt keine Antworten, aber stellt die richtigen Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.
Serienjury der Studierenden
Britt Abrecht, Julia Cantuaria, Malin Krüger, Moritz Lauer, Annika Mommsen (alle Filmakademie Baden-Württemberg)
1. LAVINIA WILSON (JURY- PRÄSIDENTIN), SCHAUSPIELERIN
Regisseur:innen wie Connie Walther, Henk Handloegten und Sönke Wortmann schät-zen das facettenreiche Spiel der Grimme-Preisträgerin und engagieren sie für anspruchsvolle Film- und Fernsehproduktionen. In zahlreichen Serien spielt sie Hauptrollen, u.a. in ANDERE ELTERN (TNT Comedy, 2018/2019), DEUTSCHLAND 89 (AMAZON PRIME, 2019), DRINNEN (ZDFneo, 2020) sowie der Netflix Produktion THE BILLION DOLLAR CODE. 2021 spielte sie in der ARD Mini-Serie LEGAL AFFAIRS die Anwältin Leo Roth, für deren Darstellung sie für den Deutschen Schauspielpreis nominiert war. Aktuell ist sie in dem Kinofilm ALLE FÜR ELLA zu sehen.

2. KARIMAH EL-GIAMAL, CASTING-DIRECTOR
Sie hat als Regieassistentin, Theaterregisseurin und Producerin gearbeitet. Seit 2012 ist sie freie Casting-Direktorin mit Sitz in Jena und Castingstudio in Berlin. Und seit diesem Jahr gehört sie zum Vorstand des Bundesverband Casting (BVC). Aktuell von ihr besetzte Werke sind die Serie ZERV (2022), der Kinofilm DER PASSFÄLSCHER (2022) und der TV-Film RAMSTEIN (2022).

3. HANNA HUGE, CO-GRÜNDERIN SERIENJUNKIES.DE UND SERIENJOURNALISTIN
Im Jahre 2008 co-gründete Hanna Huge Serienjunkies.de in Berlin und entwickelte die Fanseite zu einer der größten Serien-News-Seiten im deutschsprachigen Raum. Sie ist seit 15 Jahren als Serien-Journalistin tätig und produziert seit 2013 die erfolgreichen Podcasts von Serienjunkies.de.

4. ROBERT HUNGER-BÜHLER, SCHAUSPIELER
Der vielfach preisgekrönte Schauspieler arbeitete u.a. mit den Regisseur:innen Frank Castorf, Andrea Breth, Claus Peymann, Luc Bondy und Christoph Marthaler. In Peter Steins legendärer FAUST-Inszenierung spielte er den Mephisto. In zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen wirkte er mit, etwa in UNTER DIR DIE STADT (2010) und IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS (2014) sowie ADOPTING AUDREY (2021) von Mike Cahill. 2015 wurde ihm der Schweizer Theaterpreis verliehen.

5. JOHANNES NABER, REGISSEUR UND DREHBUCHAUTOR
Der in Baden-Baden geborene Regisseur und Drehbuchautor studierte im Fachbereich Dokumentarfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Zu seinen Filmwerken gehören die vielfach ausgezeichneten Kinoproduktionen DER ALBANER (2010), ZEIT DER KANNIBALEN (2014) und CURVEBALL (2020). Aktuell führt er zusammen mit Dani Levy Regie für die achtteilige Serie DER SCHEICH.

SERIENPREIS DER STUDIERENDEN JURY:
Studierende der Filmakademie
Baden-Württemberg (FABW)